Hinweis: Dies ist ein subjektiver Beitrag von Remo Uherek und entspricht nicht zwingend der Meinung von trigami
__________________________________________________
Vorgeschichte
Christian, Peter, Tom und ich führen gerade ein Experiment durch. Wir gehen davon aus, dass morgen (Sonntag, 24.12.2006) im Multimedia-Teil der Sonntagszeitung ein Bericht über bezahltes Bloggen erscheinen wird. Die Sonntagszeitung hat bereits in der Vergangenheit ausführlich über Blogs berichtet.
Der entsprechende Journalist hat in den vergangenen 8 Tagen mindestens Christian, Tom und mich bereits kontaktiert. Er ist über das erste trigami-Experiment gestolpert, und zwar via Medienspiegel (hab Dank, Martin).
Da sich Blogger ja bekanntlich extrem schnell vernetzen, führte dieser Artikel zu einer regen E-Mail-Diskussion zwischen den eingangs erwähnten vier Bloggern. Wir haben Zitate ausgetauscht und Kaffeesatz gelesen. Daraus entstand die Idee, ob wir nicht jeder einen Artikel über den erwarteten Inhalt des Sonntagszeitung-Artikels, angesetzt auf Samstag, 23.12.2006, 18:00, schreiben sollten. Sozusagen “public social bloggy guessing”. Also haben wir das gemacht und ich leiste hiermit meinen Teil dazu. (Anmerkung: Da ich meinen Beitrag schon am Freitag geschrieben habe und Peter seinen Artikel bereits um 11:45 veröffentlicht hat, ziehe ich hiermit nach, noch bevor ich Peters Artikel gelesen habe).
Mein public social bloggy guessing
Ich erwarte einen sehr kritischen Artikel, denn die Fakten liegen ja auf der Hand:
1. trigami zerstört die Blogging-Ideologie und die Blogger-Glaubwürdigkeit, indem gnadenloser Kapitalismus praktiziert wird und die armen Blogger dadurch ihre Seele der bösen Marketing-Maschinerie verkaufen.
2. trigami bricht mit klassischer Werbung und vermischt Inhalte und Werbung massiv, denn “das darf man doch alles gar nicht”.
3. Die hoch angepriesene Transparenz (“Ausserdem werden sie als bezahlte Beiträge gekennzeichnet”, http://www.trigami.com) entpuppt sich als gnadenloser Marketing-Gag. Denn die Kennzeichnung bei BloggingTom und dem Leumund erfolgte lediglich kleingeschrieben und kaum erkennbar am Ende der bezahlten Artikel.
Soweit zu den Fakten, die ich im Artikel auf jeden Fall erwarte.
Und nun meine ganz persönliche Meinung
Zu Punkt (1):
Das Problem ist, dass es derzeit kein einfaches, breit anwendbares und funktionierendes Geschäftsmodell für Blogs gibt. Werbebanner eignen sich nur für Top-Blogs (und bringen den werbenden Unternehmen relativ wenig). Affiliate Marketing bedeutet viel Aufwand, aber relativ wenig Ertrag, da das gesamte Risiko beim Blogger liegt (dieser verdient nur bei Performance, also Clicks, Leads oder Sales). AdSense ist zwar eine super Idee, bringt aber am Ende des Monats auch relativ wenig ins Portemonnaie. Mit trigami haben Blogger nun die Möglichkeit, nützlichen Content zu schreiben und für diese Arbeit und ihre Reichweite Geld zu verdienen, und zwar alles gleichzeitig und in einem Arbeitsgang. Ich bin überzeugt, dass dieses Modell sowohl für Blogger (inkl. ihrer Leser) als auch den werbenden Unternehmen eine deutlich höhere Wertschöpfung bringt. Ob dies tatsächlich auf breiter Ebene funktioniert, kann und wird nur der Markt zeigen.
Wie verhindern wir, dass Blogger ihre Seele verkaufen und sich für Geld komplett prostituieren? Hier setzen wir natürlich auf die Selbstverantwortung der Blogger. Unser Bewertungsmechanismus schaut auf zahlreiche Kriterien, unter anderem Qualität und Reichweite. Sollten sich Blogger komplett prostituieren und nur noch trigami-Beiträge schreiben (z.B. auch über solche Produkte, die sie gar nicht interessieren), wird die Qualität und die Reichweite, also die Bewertung der Blogs abnehmen. Die Bewertung wird so lange abnehmen, bis der Blogger nicht mehr bereit ist, für Peanuts zu schreiben, oder im Extremfall wird der Wert gegen Null konvergieren und der Blogger fliegt aus dem Netzwerk. Natürlich werden wir auch hier mit Richtlinien und Empfehlungen arbeiten.
Zu Punkt (2):
Dass wir mit klassischer Werbung brechen und zahlreiche Marktteilnehmer in Skepsis, Angst und Unsicherheit versetzen, ist uns absolut klar und müssen wir in Kauf nehmen, wenn wir das Modell etablieren möchten. Wir sind überzeugt, dass Werbung nützlich und glaubwürdig sein kann und dafür werden wir uns einsetzen. Der Traum wäre, dass man inhaltlich (bitte diese Betonung beachten) gar nicht mehr zwischen Werbung und Inhalt unterscheiden kann, also dass Werbung so nützlich und interessant wird, als wäre es “normaler” Content mit hohem Mehrwert. Dass diese Inhalte streng genommen “Werbung” sind, ist uns absolut klar, darum ist ja auch eine Kennzeichnung dieser Beiträge Pflicht.
Zu Punkt (3):
Siehe unsere Erfahrungen und Konsequenzen aus dem ersten trigami-Testlauf.
Weitere interessante Diskussionen zu diesem Thema im deutschsprachigen Web
1. Abakus Internet Marketing: Blogbeiträge sponsoren im Sinne von ReviewMe
2. Connectedmarketing.de: Authentische Blogbeiträge kaufen
3. Werbeblogger.de: Word of Kauf
4. Leumund.ch: Pay per Post — Meine Meinung